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Article #622686

Re: Li-Akkus vom Typ 18650 parallel laden?

#622686
From: Volker Bartheld
Date: Sun, 01 Jun 2025 09:50
113 lines
4725 bytes
On Sat, 2025-05-31 at 23:39 +0200, Michael Landenberger wrote:
> "Marcel Mueller" schrieb am 31.05.2025 um 14:48:22:
> > Am 31.05.25 um 14:29 schrieb Michael Landenberger:
> > > > Ist in den Akkus nicht auch so eine Elektronik mit eingebaut
> > > > die ein Überladen oder tiefentladen verhindern soll?
> > > In nackten 18650-Zellen ist das in der Regel nicht eingebaut.
>  Gibt beides. Tatsächlich ist es bei Einzelzellen eher üblich, womöglich
> > sogar vorgeschrieben.
> Ich habe in noch *keinem* mit 18650-Zellen bestückten Akku Zellen mit
> eingebauter Überwachungselektronik gesehen.

Da reicht ja dann ein Gegenbeweis:
https://www.eoshd.com/comments/topic/30340-sennheiser-xsw-d-batteries/
Die runde Platine am Pluspol der (in diesem Fall: 14500) Zelle
https://www.eoshd.com/comments/uploads/monthly_2022_05/1515146901_PXL_20220504_0956067841.jpg.a1ad24eb21a233477c3a6f9767619cc3.jpg
wird Dir sicher aufgefallen sein.

Bevor wir jetzt über die Definition eines Akkus (vs. "Batterie" oder ob sich
eine Schlauchumschrumpfung als Akkugehäuse qualifiziert) diskutieren: Alle
halbwegs neuzeitlichen Sony-Akkus (z. B. die NP-FV Type) haben nicht nur eine
"Überwachungselektronik" drinnen, sondern sogar einen Ladungszähler,
Microcontroller, DRM und die ganzen anderen Goodies, die man sich von einem
smarten Akku erwartet:

https://randybuildsthings.wordpress.com/2013/02/25/sony-infolithium-m-teardown/

Das Protokoll scheint seit Jahren ein gut gehütetes Geheimnis, die diversen
Nachbauten sind wohl unter NDA lizensiert, jedenfalls habe ich im Web keine
Seite gefunden, die sich mit den Spezifika befasst.

> Fahrakkus für meinen E-Roller. In denen gibt es zwar eine
> Überwachungselektronik, aber die sitzt
> nicht in den Zellen, sondern es handelt sich um ein separates Bauteil (BMS).

Nur ist es bei solchen Winzigkeiten wie

https://www.roboter-bausatz.de/p/3.7v-1s-2.5a-18650-li-ion-bms-pcm-battery-protection-board-lade-modul

nicht immer leicht, die "Zelle" vom "Akku" zu differenzieren. Du magst also
Recht haben, viel wichtiger ist: Das was dort dranklebt, ist kein BMS, sondern
in 99.9% der  Fälle eine Schutzvorrichtung für den Notfall, auf die man sich
beim Entladen und schon gar nicht beim Laden verlassen sollte. Der Kram ist
dafür da, dass Lithiumakkus nicht ihr ziemlich impulsives Temperament bei
Misshandlung zeigen, es also kein lustiges Tischfeuerwerk oder ein Brandloch in
Deiner Hosentasche gibt, falls mal was übel schiefläuft.

Die Antwort lautet: Ja, man kann Li-Akkus vom Typ 18650 parallel laden, aber
nicht "einfach so" und sollte es ohne besonderen Grund auch nicht tun. Man
sollte Akkus auch nicht ohne besonderen Grund in Serie laden, egal, ob nun
Nickel- oder Lithiumchemie. In beiden Fällen kann es bei Ungleichgewichten zu
spaßigen Überraschungen kommen und solche Ungleichgewichte können sich auch erst
im Laufe der Zeit entwickeln, selbst wenn man mit baugleichen Zellen und
gleichem Ladezustand startet.

Das ist speziell den Modellbauracern bekannt, die ihre Akkupacks mit 10C und
mehr entladen. Da gibts dann durchaus kostspielige Lösungen für:
https://www.mouser.de/new/nxp-semiconductors/nxp-rddrone-bms772-bms/

> Die Zellen sind übrigens diese hier:
> <https://www.akkuteile.de/samsung-inr18650-29e_100621_1222>
> Insgesamt sind also 13 x 14 = 182 Zellen verbaut. Die
> Überwachung erfolgt aber nicht pro Zelle, sondern pro Block.

Auch das ist natürlich nicht in Stein gemeißelt, sondern ein Kompromiss aus
Kostengründen und um die Komplexität zu reduzieren. Im Fall des OP...

"Zufällig habe ich jetzt festgestellt, dass die Ladekontakte jeweils miteinander
verbunden sind. AFAIK werden Li-Akkus ja bis zu einer bestimmten Spannung mit
Konstantstrom und dann mit Konstantspannung geladen. Könnte das bei Ladung von
Akkus unterschiedlichen Ladezustands nicht zu Problemen führen?"

... war das Ladegerät einfach nur billig. Ein Zuckerl obendrauf, zur - im
Vergleich - teuren Taschenlampe und den teuren Akkus, wo kaum noch groß
Kosteneinsparung betrieben werden kann. Also knausert man beim Ladegerät und
lädt unnötig langsam, Motto "Wird schon nichts passieren!".

Alle mir bekannten, halbwegs hochwertigen Ladegeräte für NiMH- und Li-Ion-Akkus
haben Einzelschachtüberwachung. Aus gutem Grund. Und die sollte auch nehmen, wer
länger was von seinen Akkus und ggfs. der Wohnung haben will:

https://www.br.de/nachrichten/bayern/feuerwehreinsatz-spezial-braende-bei-lithium-ionen-akkus,UPJ5zjx

Volker

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