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Article #373253Entwicklung von Arbeitsplätzen in DE (was: "Volkswagen macht Fortschritte")
From: Ralf Koenig
Date: Sun, 08 Jun 2025 08:22
Date: Sun, 08 Jun 2025 08:22
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Am 07.06.2025 um 16:42 schrieb Dr. Joachim Neudert: > Und die Fortschritte gehen munter voran: > > https://www.heise.de/news/Deutsche-Industrie-baut-100-000-Jobs-binnen-eines-Jahres-ab-10436829.html > > Im Link steht schon die zentrale Aussage. > > "Die anhaltende Wirtschaftskrise hat die deutsche Industrie binnen eines > Jahres mehr als 100.000 Arbeitsplätze gekostet. Am härtesten traf es die > Autobranche, zeigt eine Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und > Beratungsgesellschaft EY, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. > Alleine dort wurden demnach netto rund 45.400 Jobs abgebaut." Also Rückgänge von Arbeitsplätzen in der dt. Autoindustrie halte ich für etwas normales durch: * Automatisierung (das betrifft alle Industriezweige) * weniger Autos in den gesättigten Markt * Verlagerungen von Produktion ins europäische Ausland (z.B. Süd- und Osteuropa, was dort endlich mehr Wohlstand bringt, die EU-Staaten etwas angleicht, was "uns" wiederum Absatzmärkte für teurere Produkte und Dienstleistungen eröffnet) * natürlich ein Wandel - erst vom Verbrenner über Hybrid zum BEV, und was noch kommen wird: ernstzunehmende Fahrautomatisierung im Zusammenhang mit der geteilten Nutzung von Pkw. Aber wenn es da in Deutschland zurück geht, geht es woanders halt rauf. Hier wird zum Beispiel mehr gearbeitet, wenn auch maßgeblich in Minijobs: "Zahl der arbeitenden Rentner laut Bericht auf Rekordniveau" http://zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2025-06/zahl-der-arbeitenden-rentner-auf-rekordniveau Es wird eine Verschiebung sein von Industrie-Arbeitsplätzen zu Arbeitsplätzen in anderen Sektoren, maßgeblich dem Dienstleistungssektor. Gleichzeitig wird ein Nullwachstum oben schon als "anhaltende Wirtschaftskrise" verkauft. Aber die Gesamtwirtschaft besteht eben nicht nur aus Industrie. das BIP in Deutschland, als Indikator für die gesamte Wirtschaftsleistung, ist seit vielen Quartalen zwar nicht mit dem Wachstum gesegnet, von dem die Ökonomen immer träumen, aber auch nicht mit Rückgang, sondern das mäandert seit Q3 2021 (also fast 4 Jahren) irgendwo um 0% herum mit so Werten zwischen -0.5% bis +0,5%. https://de.tradingeconomics.com/germany/gdp-growth Und schauen wir mal in die Arbeitslosenquote: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Konjunkturindikatoren/Arbeitsmarkt/arb210a.html Dann ist das auch eine Seitwärtsbewegung zwischen 5 und 6,5%. Für mich ist die Autoindustrie in ihrer jetzigen Form keine Zukunftsbranche. Sondern da sehe ich eher Bildung, Erneuerbare Energien, Elektro- und Energietechnik (die wird der Schlüssel von "Brennstoffe transportieren und verbrennen" nach "Strom speichern und nutzen"), Halbleiter und Chips, Telekommunikation, Software, und auf der Rohstoffseite: viel mehr Recycling und Kreislaufwirtschaft. Dort könnte gerade die chem. Industrie viel stärker reingehen, rund um Plastik- und Elastikprodukte, aber auch Glas, Papier und Keramik. Genau wie die Metallindustrie: wie macht man all das mit möglichst wenig neuem Ausgangsmaterial und mit weniger Energie im Verarbeitungsprozess? Ich finde sogar, der starke Fokus auf "Autos, Autos, Autos" (aber leider in wenig innovativer Art) hat Deutschland nicht gut getan. Das korrigiert sich nun von selbst. Du kannst dafür mal in so einen Artikel reinschauen: "Prognos-Studie: Elf Branchen, in denen Deutschland noch spitze ist" 17.05.2024 https://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/prognos-studie-elf-branchen-in-denen-deutschland-noch-spitze-ist/100023347.html Und wenn man das verbindet (weniger Autoneuproduktion, dt. Autowerke werden frei, Kreislaufwirtschaft zur Reduktion der importierten Rohstoffmengen), kommt man bei etwas logischem raus: z.B. der Umrüstung von Verbrenner-Fahrzeugen zu batterieelektrischen Fahrzeugen, gerade für Pkw, aber auch Nutzfahrzeuge und Zweiräder. Natürlich auch für den ÖPNV, ÖPFV und Boote. Deutschland kann auch weitere Zweige im Dienstleistungssektor stärker entwickeln: * Tourismus (wie z.B. Nachbarland Österreich), * Finanzen (unsere Nachbarn Luxemburg oder die Schweiz leben davon maßgeblich, die können da bisschen was abgeben), * Gesundheit, gern zusammen mit einer innovativen Biotech- und Pharma-Industrie, * Medien, Verlage, Computerspiele, und Film. Es wäre z.B. gut, die Digitaldienste wieder enger nach Europa zu holen, anstatt der hohen Abhängigkeiten zu Plattformen von Microsoft, Apple, Alphabet/Google, Amazon, Meta, Bytedance, die sich über Clouds noch weiter vergrößern werden. Es wäre gut, die Hardware-Grundlagen der Digitalwirtschaft und Energiewirtschaft wieder enger nach Europa zu holen, sowie Open-Source-Software, OpenData, OpenKnowledge, OpenMedia zu fördern. Und es wäre gut, wirklich mal in ein europäisches Denken zu kommen. Und dann in eine Richtung der Weltdiplomatie (wie sie mit der Gründung der Vereinten Nationen nach dem 2. Weltkrieg mal begonnen hat) anstatt von Rüstung, Militär und militärischer Abschreckung. Und wir werden klar Technologien brauchen, die mit den Klimaveränderungen besser klarkommen: Wettervorhersage, Klimaprognosen, Hochwasserschutz, Gebäudeschutz, Katastrophenschutz, Management von Starkregenereignissen und Hagel, Management von langer Hitze, Dürre und Trockenheit, Biotechnologien dazu, intelligenten Artenschutz. Auch das können wir als Produkte oder Dienstleistungen dem Weltmarkt anbieten. Vielleicht gibt dir diese Sicht ein paar Gedankenimpulse. Für 100.000 Arbeitsplätze, die von mir aus in einem Jahr in der deutschen Industrie abgebaut wurden (um die Zahl von oben aufzugreifen) gibt es da mehr als genug Chancen. Schon allein, wenn man zusammenzählt, was an Lehrerinnen und Lehrern, in der Pflege, Krankenhauspersonal, Medizinern in Deutschland so fehlt. Grüße, Ralf
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